Werk

Walter Horn kann als Meister der Dissonanzen bezeichnet werden durch seinen Erfindungsreichtum an dissonanten Akkorden.

Die ersten Klavierkompositionen entstanden schon 1939, weitere im Lazarett Bad Pyrmont 1946 - noch im spätromantischen Stil.

1952-1962 lebte er in Köln-Vingst zur Untermiete. Zu dieser Zeit hatte er kein Klavier. Deshalb entstanden in dieser Zeit nur wenige Kompositionen. Erst danach, mit über 40 Jahren, fand er die Zeit zum komponieren und entwickelte seinen modernen Klavierstil. In den 60er Jahren, als serielle Musik Hochkonjunktur hatte, blieb er zurückhaltend. Er wollte nicht vollständig mit der Tradition brechen, und vor allem: er wollte nicht darauf verzichten, Melodien zu schreiben. Alles, was es an Musik gab und gibt, hat ihn beeinflusst.

Walter Horn auf seiner Terrasse
 
 

In der Regel sind seine Stücke 2-teilig. Ein erstes Thema wird vorgestellt, thematisch verarbeitet, dann folgt ein zweites Thema, und zum Schluß werden beide Themen miteinander verknüpft. Leichte Klavierstücke hat Walter Horn jedoch nicht geschrieben. Selbst bei den kleineren Stücken bevorzugte er weitgriffige Akkorde und Akkordsprünge, mit Vorliebe komplizierte Rhythmen, Taktwechsel, Tempowechsel und Quintenparallelen. Das Hörbeispiel "Klavierstück C-Dur 1999" dürfte eines der leichtesten Stücke von Walter Horn sein.

Ende der 80er Jahre hatte er so viele musikalische Ideen, dass er - wohl aus Zeitmangel - keine Vortragszeichen mehr in seine Partituren setzte.


 

In den letzten Lebensjahren hat Walter Horn seine früheren Kompositionen zu Zyklen zusammengefasst, und ist damit bis opus 16 gekommen. Den Spaß an seinen Jugendwerken hat er sich dabei nicht nehmen lassen, wohlwissend, dass diese Stücke musikalisch keine Bedeutung mehr haben würden.

Eine Besonderheit bieten die Widmungen op.8. Walter Horn hat hier den Charakter von seinen Familienmitgliedern und Bekannten musikalisch dargestellt: Dietlinde seine Frau, Leonhard sein Vater, Sophie seine Mutter, Michael sein Sohn, Heike seine Tochter, Ilse seine Schwester, Roland sein Schwager, Gertrud seine Schwiegermutter, Emil sein Schwiegervater.

Ansonsten hat er seinen Stücken keine Bezeichnungen gegeben, und dabei immer auf die 3 Sterne von R. Schumann verwiesen.

Walter Horn, 2008
Walter Horn, 2008
 
 

Komponieren machte Walter Horn Spaß, er hatte nie eine Schaffenskrise. Musikalische Ideen flossen ihm in Strömen zu. Zwar gab er zu, sich auch mal verschrieben zu haben, und konnte mit älteren Stücken auf einmal nichts mehr anfangen. Ansonsten fiel ihm das Komponieren aber stets leicht, wenn er auch ältere Kompositionen immer wieder mal korrigierte und verbesserte.

Es wird noch Jahre, oder Jahrzehnte dauern, bis Walter Horns musikalisches Schaffen vollständig gesichtet und beurteilt werden kann.

 

up
Michael Horn, Overath, 2014